Die Materialien der Malerei - Ein Gespräch mit der Künstlerin Laura Sachs
Laura Sachs, geboren 1985 in Darmstadt, studierte Philosophie und Kunst in Frankfurt am Main bevor sie von 2013 bis 2018 an der Kunstakademie Düsseldorf bei Prof. Hubert Kiecol und Prof. Gregor Schneider studierte. 2017 erhielt sie den Kunstförderpreis "Von Rundstedt". Sie lebt und arbeitet als freischaffende Künstlerin in Düsseldorf. Im Sommer 2018 haben wir sie in ihrem Studio besucht.
Wann hast Du angefangen als Künstlerin zu arbeiten und warum?
Mein Interesse galt früh dem Zeichnen und dem Malen, später kam eine Faszination für diverse Materialien hinzu. Während meiner Schulzeit formulierte sich dann mein Wunsch nach Selbstständigkeit und die Idee, in einem Atelier zu arbeiten. Nach meinem Abitur habe ich andere Dinge ausprobiert und letztlich über das Verneinen dieser Wege immer wieder zu meiner künstlerischen Arbeit gefunden. Ich wollte selbst etwas Konkretes schaffen und mit meiner Arbeit auf den Punkt kommen. Im Grunde ist es bis heute das, was mich antreibt. Ein wesentlicher Schritt hin zum Selbstverständnis mit meiner Arbeit war dann letztlich mein Studium an der Kunstakademie in Düsseldorf.
Wie war Dein Weg zu dem, was Du heute künstlerisch machst?
Ich interessiere mich für das Konstruieren, für die unterschiedlichen Materialien, deren Beschaffenheit sowie für Farbe und deren Einsatzmöglichkeiten in gleichem Maße. Lange Zeit habe ich vorrangig gemalt und mich dennoch stets gleichzeitig mit dem Bildträger und dessen Material auseinandergesetzt. Umgekehrt spielte, wenn ich an Objekten gearbeitet habe, der Einsatz von Farbe stets eine große Rolle. Es war ein langer Prozess durch den ich verstanden habe, dass meine Arbeit die Themen der Malerei genauso wie die Themen des Objekts behandelt. Indem ich die Möglichkeiten der Bildfläche ausreize und die vermeintlichen Grenzen des Bildes hinterfrage, entstehen Assemblagen, die an einer Schnittstelle zwischen Malerei und Objekt stehen und die Möglichkeiten und Interaktion von Material und Farbe beleuchten. Aus der Malerei kommend habe ich dann an der Kunstakademie in zwei Bildhauerklassen, bei Hubert Kiecol und Gregor Schneider, studiert.
Wer oder was hat Dich beeinflusst?
Im Grunde haben mich Menschen inspiriert, die ihren Weg gehen, alternative Herangehensweisen gefunden und das gemacht haben, was sie erfüllt. In meiner Schulzeit interessierte mich am meisten der Kunstunterricht. Es bildete sich mein Zugang zu den Abstrakten Expressionisten sowie den Minimalisten. In Frankfurt am Main studierte ich Philosophie und Kunst auf Staatsexamen. In der damaligen Klasse für Malerei, bei Michael Jäger, wurde mir klar, dass ich es ernst meinte mit der Kunst und so begann ich nach meinem Abschluss mit dem Studium an der Kunstakademie in Düsseldorf.
Du hast an der Kunstakademie Düsseldorf in den Klassen von Professor Hubert Kiecol und Professor Gregor Schneider studiert. Inwieweit hat das Dich und Deine Arbeiten geprägt?
Das Studium in zwei Bildhauerklassen hat mich als Malerin besser verstehen lassen, woher mein Interesse kommt, was ich tue und wo ich mich mit meiner Arbeit befinde. Die Beschäftigung mit nicht rein malerischen Fragestellungen hat meinen Blick auf meine Arbeit geschult. Ich habe gelernt genau hinzusehen, mich zu konzentrieren und mir keine Regeln aufzubauen, wenn sie mich einschränken.
Welches Anliegen verfolgst Du mit Deiner Kunst? Was möchtest Du ausdrücken?
Mein grundlegendes Anliegen ist die Malerei und die Frage nach ihren Materialien, die ich immer wieder aufs Neue verhandle. Die Schnittstelle und Interaktion von Farbe und Material beschäftigen mich genauso wie die Suche nach Klarheit und das Finden des richtigen Punktes zwischen Zuviel und Zuwenig, in Bezug auf Proportion und die Technik.
Konkret behandle ich die Leinwand und den Bildträger als autarkes Material und gehe auf deren spezifische Eigenschaften ein. Es geht mir jedoch gleichsam um die verschiedenen An- und Aufsichten der Leinwand, weil das augenscheinliche "flache Bild" für mich wie ein allansichtiges Objekt agiert. Die Kanten, Ecken und die dem Betrachter verborgene Rückseite bilden genauso wie die frontale Ansichtsfläche das Bild. Eine Arbeit setzt sich also aus vielen Ansichten und diversen Materialitäten zusammen.
Welche Techniken und Materialien bevorzugst Du?
Aus der Malerei kommend, verwende ich zunächst klassische Materialien für den Bildkörper von dem ich ausgehe, wie Holz, Leinen oder Baumwolle und in den meisten Fällen Ölfarbe. Hinzu kommen weitere Materialien, wie beispielsweise Metall oder Holz, das ich manchen Arbeiten hinzufüge. Als Material bzw. Farbe benutze ich mittlerweile auch Lack, Pulver oder Staub aber möchte mich hierbei nicht festlegen.
Meine Arbeitsweise variiert. Momentan entstehen einige Arbeiten zum Beispiel durch eine Art Durchdruck-Verfahren, das von der Rückseite des letztendlichen Bildes ausgeht, was wiederum die Materialität von Farbe ins Blickfeld rückt. Andere Arbeiten entstehen, in einem weiteren Schritt, durch einen Abdruck bzw. einer Frottage, meist ausgehend von meinem direkten Umfeld in meinem Atelier. Diese werden in den meisten Fällen durch einen Metalleingriff ergänzt, welcher im Bild als gleichberechtigter Gesprächspartner agiert, die Bildfläche jedoch auch herausfordert.
Gibt es ein Werk, in das Du besonders viel Energie investiert hast?
In manche Arbeiten investiere ich viel Energie und Zeit, in andere wiederum weniger. Letztlich ist das nur schwer zu benennen und es sagt nichts über die Qualität einer Arbeit aus. Da alle Arbeiten aus einem fortlaufenden Prozess entstehen und ich meist an mehreren Arbeiten gleichzeitig arbeite, ist es für mich wichtig, den grundlegenden Prozess hin zum Bild am Laufen zu halten.
Wenn Dich ein Kind fragt, was Du künstlerisch machst, was antwortest Du?
Ich mache Bilder, die sich mit der Frage nach den Materialien der Malerei beschäftigen.
Sammelst Du Arbeiten von anderen Künstlern?
Ich habe eine kleine Sammlung von Arbeiten. Hauptsächlich von befreundeten Künstlerinnen und Künstlern, die ich sehr schätze, wie beispielsweise von Berit Schneidereit, Kai Werner Schmidt und Stefan Bauer. Es begann damit, dass ich vor einigen Jahren spontan einen Druck von Olav Christopher Jenssen erwerben konnte.
Du bist Jahrgang 1985 und stehst am Anfang Deiner künstlerischen Schaffensphase. Wie sind Deine bisherigen Erfahrungen im Kunstmarkt und was rätst Du jungen Künstlern bzw. Akademie- Absolventen?
Bisher habe ich relativ wenig Erfahrung mit dem Kunstmarkt gesammelt. Dennoch versuche ich mir einen Eindruck darüber zu verschaffen, wie er funktioniert. Ich denke, das ist wichtig um eine Haltung ihm gegenüber zu entwickeln, wie auch immer diese ausfallen mag.
Inwieweit verändert die Digitalisierung den Kunstmarkt?
Die Veränderungen, die ich persönlich bisher wahrnehme, haben meiner Ansicht nach ihre Vor- und Nachteile. Über Medien wie Instagram verbreiten sich Bilder heute schnell, man könnte sagen, der Kunstmarkt wird in irgendeiner Form globaler, dadurch, dass rein theoretisch jeder alles sofort ansehen kann. Vielleicht wird er dadurch auch demokratisiert. In jedem Fall scheint er offener und leichter zugänglich. Es kann durchaus interessant sein Arbeiten von anderen Künstlern und Ausstellungen zu sehen, sich hierüber kennenzulernen und sich zu vernetzen. Von Nachteil ist, dass sich Kunst auf diesem Wege nicht in voller Gänze erfassen lässt und viele wesentliche Eindrücke unerfahren bleiben. Letztlich bleibt die Frage danach, wieviel Wert wir der Kunst und damit ihrer Betrachtung bzw. dem Umgang mit ihr beimessen.
Hat das "klassische" Galeriemodel ausgedient?
Die sozialen Medien bedingen sicherlich langfristig einen Wandel in Bezug auf bisher vorherrschende Strukturen und es ist eine Entwicklung im Gange. Momentan steht dieser Wandel jedoch am Anfang und das klassische System funktioniert. Zur Kunst gehört meiner Ansicht nach einfach auch die Möglichkeit diese real zu erfahren und ansehen zu können.
Vielen Dank für das Gespräch, Laura!
Text & Produktion: Christoph Blank
Fotos: Jennifer Rumbach
Installationsansichten: Kai Werner Schmidt