Die Sucht nach Gespanntheit - Ruth Polleit Riechert im Gespräch mit Ryo Kinoshita
Ryo Kinoshita wurde 1985 in Nagasaki, Japan geboren. Von 2013 bis 2018 studierte er an der Kunstakademie Düsseldorf bei Tal R, Enrico David und Tomma Abts. Ryo Kinoshita lebt und arbeitet in Düsseldorf. Er hat im Frühjahr 2018 als Meisterschüler von Tomma Abts seinen Abschluss in Düsseldorf gemacht. Die Kunsthistorikerin Dr. Ruth Polleit Riechert hat ihn im Sommer 2018 in der Kunstakademie zum Gespräch getroffen.
Ryo Kinoshita, was hat Dich bewogen künstlerisch zu arbeiten?
Ich bin einfach süchtig nach Gespanntheit. Früher erlebte ich beim Prozess, dass mein Herz heftig klopft und meine Hand mit dem Pinsel zittert. Dabei konnte ich mich spüren und merkte, was mich fasziniert.
Du hast ein DAAD-Stipendium für Deutschland bekommen. Wie kam es dazu?
Bevor ich nach Düsseldorf umgezogen bin, habe ich mir ein paar Rundgänge in verschiedenen Akademien und Universitäten angeschaut. Dabei fand ich die Kunstakademie Düsseldorf am interessantesten. Es gab richtig gute und richtig schlechte Arbeiten. Meiner Meinung nach bleiben mittelgute Arbeiten immer mittelmäßig. Aber ganz schlechte Arbeiten können manchmal ein guter Nachbar von richtig guten Arbeiten werden. Deswegen wollte ich an der Kunstakademie Düsseldorf studieren.
Was inspiriert Dich? Wo findest Du Deine Anregungen? Welchen Einfluss hatten Deine Lehrer, vor allem Tomma Abts?
Linie, Farben, Materialien, Formen, Symbole, Erinnerung, Geschichte, Religionen, alles inspiriert mich. In der Akademie lernte ich zuerst bei den Professoren Tal R und Enrico David und am Ende bei Tomma Abts. Bei allen gab es einen guten Einfluss mit schönen Erinnerungen. Das war einfach eine unersetzbare Zeit. Nicht nur mit den Professoren über Kunst zu sprechen, sondern mit ihnen privat zu reden, gemeinsam zu essen, zu wissen wie sie leben. Die Zeit mit ihnen hat mich sehr beeinflusst. Ebenso meine Mitstudenten in der Klasse. Aber ich möchte nicht zu viel erzählen.
Welche Umsetzungsformen und Techniken bevorzugst Du?
Ich bevorzuge es grundsätzlich mit Materialien zu arbeiten. Als ich noch ein Kind war, spielte ich immer im Wald. Dieses Gefühl begleitet mich heute immer noch.
Was möchtest Du mit Deiner Kunst bewirken?
Ich interessiere mich dafür, wie und wo Malerei passiert. Was auf der Leinwand passiert, was durch die Lücke der Leinwand passiert. Was es auf der Rückseite gibt, was für eine Räumlichkeit hinter der Leinwand liegt und nicht zuletzt wie ich Malerei begrenzen kann.
Vielen Dank für das Gespräch, Ryo!
Das Gespräch führte Dr. Ruth Polleit Riechert von RPR ART. Ausgewählte Arbeiten von Ryo Kinoshita sind über www.rpr-art.com zu erwerben.
Produktion: Christoph Blank
Fotos: Jennifer Rumbach