Die Kunst als Spiegel der Gesellschaft - Ein Gespräch mit Achim Schmacks
Achim Schmacks bildet ab. Keine Motive oder vorgegebene Formen. Er schafft Abbildungen einer Gesellschaft und bringt Themen zum Ausdruck. Seine oft nonfigurativen Darstellungen haben Bedeutung. Schwarz ist dabei der wichtigste Bestandteil seiner Arbeiten. Verschiedene Schwarztöne und Oberflächengestaltungen bilden unterschiedliche Lichtreflexe. Seine Arbeiten erscheinen im Licht und verändern sich mit Licht, so wie Gesellschaft, Künstler und Betrachter stetiger Veränderungen unterliegen. Schmacks Arbeitsschwerpunkte sind Religion, Umwelt und Medien. Die Farbe Schwarz vermittelt keinen Gemütszustand, sie ist Mittel zum Zweck. Schmacks reduziert mit Schwarz seinen Ausdruck auf das Wesentliche.
Wann hast Du angefangen als Künstler zu arbeiten und warum?
Mit 26 Jahren habe ich mich entschieden, als freier Künstler zu arbeiten. Kein Job, keine Ausbildung oder Hochschule konnte mir das geben, was ich benötigte, um mich auszudrücken.Ich wollte nicht lernen, ich wollte meine eigenen Erfahrungen machen und widerspiegeln, keine Technik oder Theorie, meine künstlerische Ausbildung habe ich mir selbst erarbeitet.
Wie war Dein Weg zu dem, was Du heute künstlerisch machst?
Mein Weg bestand aus vielen Umwegen, die ich nehmen wollte und auch musste. In jungen Jahren besteht das Leben aus vielen Vorbildern und Menschen, die dich prägen. Meine Kreativität ist und war unerschöpflich, ich kenne keine Langeweile, nur Langeweile in meinem Umfeld, die ich nicht selber bestimmen oder ändern kann. Mein Weg war somit eine ständige Veränderung, jeder andere Beruf ist für mich ein Zwang. Meinen eigenen Käfig, den ich mir erschaffen habe oder gestalte, halte ich eine Weile aus, um dann wieder weiterzuziehen und einen neuen zu suchen und zu gestalten.
Wer oder was hat Dich beeinflusst?
Beeinflusst haben mich viele Menschen im Leben aus Familie und Freundeskreis. Eine Oberstudienrätin aus dem Rheinland, die leider vor einigen Jahren verstorben ist, hat mich sehr beeinflusst. Sie hat mir einen Weg aufgezeigt und mich darin bestärkt, diesen Weg zu gehen und somit auch mein Ding zu machen. Sie hat mir gesagt: "Achim, Du bist Künstler, jetzt lebe das und mache das, solange du Künstler sein willst." Weiter haben mich immer schon die Künstler und die Kunst beeinflusst, die etwas entfernter vom Mainstrain waren oder sind. Künstler wie Beuys oder Kiefer haben mich beeinflusst, starke Persönlichkeiten wie Soulages geben mir Kraft, mich auszudrücken und meine Kunst weiterzuführen.
Welches Anliegen verfolgst Du mit Deiner Kunst? Was möchtest Du ausdrücken?
Ich möchte mit meiner Kunst einen Spiegel der Gesellschaft erschaffen. Sowohl die Vergangenheit, die mir auch sehr am Herzen liegt, weil sie analog war und die digitale Welt nicht kannte, als auch die Zukunft sind mir wichtig. Mein Anliegen ist es auf Dinge aufmerksam zu machen, die unsere Zeit bestimmen. Ob es der Klimawandel ist, der Umgang mit unserem Planeten oder auch die Zwischenmenschlichkeit in den sozialen Medien. Ich stelle Fragen und gebe gleichzeitig Antworten. Ich drücke aus, was mich bewegt und hoffe, dass ich es so transportieren kann, dass es Menschen bewegt und vielleicht auch die Sicht auf einige Dinge in der Gesellschaft ändert.
Welche Techniken und Materialien bevorzugst Du?
Ich bevorzuge Materialien, die ich finde. Alte Dinge, Spuren der Zivilisation, Spuren aus der Natur oder auch Dinge von Menschenhand, wie Werkzeuge oder Bauteile aus alten Gebäuden. Weiter bevorzuge ich Fundstücke aus der Natur, Spuren aus der Natur, aus dem Wasser oder aus der Erde. Für meine Wandbilder bevorzuge ich schwarzes Pigment, Spachtelmasse, Sand und Papier wie zum Beispiel Buchseiten. Viele meiner Arbeiten werden mit Feuer bearbeitet. Ich lege Feuer auf meinen Kunstwerken, um sie zu verändern, ich lasse Flammen formen und meine Werke verändern. Feuer deutet auf das Ende hin und gibt gleichzeitig die Möglichkeit auf neues Leben.
Gibt es ein Werk, in das Du besonders viel Energie investiert hast?
"Gedankenverloren", das ist ein Triptychon, welches aus drei Leinwänden besteht, die ich mit etwa 500 Zetteln beklebt habe. Die Notizzettel habe ich mit Nachrichten aus den sozialen Medien beschrieben, Nachrichten an mich. Es sind Nachrichten, die eher unwichtig erscheinen. Nachrichten über Essen, Partys oder Langeweile. Diese Nachrichten habe ich mit schwarzem Pigment eingefärbt und geometrisch auf Leinwände angeordnet. Das Kunstwerk beinhaltet somit die Unwichtigkeit von vielen Nachrichten, Messages aus den sozialen Medien, die unleserlich gemacht wurden, um die Unwichtigkeit darzustellen.
Wenn Dich ein Kind fragt, was Du künstlerisch machst, was antwortest Du?
Ich mache alles schwarz und schaue, was passiert.
Sammelst Du Arbeiten von anderen Künstlern?
Ich habe sehr viele Kunstwerke von den unterschiedlichsten Künstlern, die ich kennengelernt habe, egal, ob Kollegen aus der Kunstszene oder Künstler, die ich ausgestellt habe in meinen Galerien. Manch ein Kunstwerk habe ich getauscht oder als Geschenk für meine Arbeit erhalten. Andere Werke habe ich gekauft. Meine beiden Lieblingswerke sind "der Erntewagen" eine Lithographie von Emil Nolde, ein Geschenk, und eine Arbeit mit dem Titel "Catch me if you can", die von einem jungen Künstler der Akademie Düsseldorf beim Abendessen auf eine Papiertüte gezeichnet wurde und ich für einen symbolischen Preis von 10 Euro erstanden habe.
Du bist seit über 20 Jahren freischaffender Künstler. Wie sind Deine bisherigen Erfahrungen im Kunstmarkt und was rätst Du jungen Künstlern?
Ich denke, ich habe die Erfahrungen gemacht, die jeder Künstler macht oder gemacht hat. Es ist ein ständiges Auf und Ab, ein Kommen und Gehen, Hoffnung und Zweifel. Ich rate allen jungen Künstlern, ihren eigenen Weg zu gehen und sich nicht verbiegen zu lassen. Beispielsweise eine Kooperation, die heute lukrativ erscheint, macht dich morgen kaputt. Weiterhin rate ich jungen Künstlern, ihre Kollegen nicht als Konkurrenz zu betrachten und sollte man das Gefühl haben, dass man durch Konkurrenz bedroht wird, dann lasse dir etwas einfallen, um konkurrenzlos zu sein. Sei zufrieden mit deiner Arbeit, aber ruhe dich nicht darauf aus. Entwickle dich weiter und stehe zu deiner Arbeit.
Du warst einige Jahre selber als Galerist der Düsseldorfer Produzentengalerie Augentrost tätig. Inwieweit hat sich der Kunstmarkt verändert? Welche Rolle spielt dabei die Digitalisierung? Hat das "klassische" Galeriemodel ausgedient?
Ich war nicht nur in der wunderbaren Galerie Augentrost tätig, ich habe danach eine Galerie in Nordfriesland geführt und darf heute mein kleines Blackoffice in Düsseldorf auch wieder Galerie nennen, alle drei Modelle waren oder sind Produzentengalerien. Der Kunstmarkt hat sich sicherlich verändert. Heute muss man sich trauen, Kunst zu kaufen, sich trauen, einen eigenen Geschmack zu haben, der nicht durch Medien gesteuert wird. Die Digitalisierung spielt eine große Rolle, die digitale Welt ist heute sehr schnell, reagiert und agiert sehr schnell, was heute "up to date" ist, ist morgen wieder out. Jede Galerie muss viel schneller arbeiten und reagieren und kann sich kaum noch auf wenige Künstler beschränken. Das Galeriemodel hat nicht ausgedient, ich würde mir nur wünschen, dass auch hier wieder viel mehr entdeckt und gewagt wird. Ich würde mir wünschen, dass Galerien wieder als Entdecker arbeiten und nicht nur Künstler präsentieren, die Geld in die Kassen spülen und Kunst als Investment dient.
Welche Wege müssen Künstler und Galeristen heute gehen?
Sehr viele Galeristen und Künstler sind der Meinung, dass sie den Weg des Erfolgs mit Erfolgsgarantie gehen müssen, um überleben zu können. Wenn dies jedoch alle Künstler und Galeristen machen, dann wird es keine Experimente mehr geben. Unglaublich gute Künstler ohne Marktwert werden noch weniger Chancen bekommen und Galeristen, die den Mainstream und den Markt nicht bedienen und ungewöhnliche Wege bestreiten, werden aus der Kunstszene verschwinden. Mieten für Räume in begehrten Lagen werden immer unerschwinglicher. Künstler und Galeristen müssen sich wieder lösen aus diesem Kreislauf, ein Kreislauf der durch Geld und Macht diktiert wird. Erfolg ist nicht ein gut gefülltes Bankkonto, Erfolg ist Zufriedenheit und das tun zu können, was dich antreibt und bewegt. Wer dies nicht sieht oder erkennt, der hat Kunst nicht verstanden.
Vielen Dank für das Gespräch, Achim!
Achim Schmacks stellt im Rahmen der Düsseldorfer Kunstpunkte vom 22. – 23.09.2018 (Sa. 14:00 – 20:00 Uhr und So. 12:00 – 18:00 Uhr) seine Arbeiten in seinem Atelier in der Neusser Str. 39 in 40219 Düsseldorf aus.
Fotos: Achim Schmacks, Ina Caspari (Achim Schmacks)