Der stille Beobachter – Alwin Lay im Gespräch mit Christoph Blank
Alwin Lay, 1984 in Rumänien geboren, lebt und arbeitet in Köln. Von 2011 bis 2013 studierte er bei Christopher Williams an der Kunstakademie Düsseldorf. 2013 absolvierte er ein Jahr an der Kunsthochschule für Medien Köln bei Mischa Kuball, Johannes Wohnsiefer und Christopher Williams. 2013 erhielt er den Förderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen für junge Künstlerinnen und Künstler, 2014 das Max Ernst Stipendium und 2016 das Villa Aurora Stipendium, Los Angeles. Er ist Preisträger des Arbeitsstipendiums der Stiftung Kunstfonds 2020. Internationale Ausstellungsprojekte prägen seinen Lebenslauf. Wir haben Alwin Lay in seinem Studio im Atelierhaus des Bonner Kunstvereins zum Gespräch getroffen.
Wann hast Du angefangen als Künstler zu arbeiten und warum?
Es gab kein erleuchtendes Ereignis. Über mein Interesse an der Fotografie bin ich recht früh an die Kunst geraten und immer tiefer in dieses Interessensgebiet eingetaucht und habe dann auch konsequent den Weg als Künstler verfolgt.
Wie war Dein Weg zu dem, was Du heute künstlerisch machst?
Der Weg war bisher sehr arbeitsreich, mit viel Vergnügen an mühsamer konstanter Beschäftigung. Manche Steine auf diesem Weg haben sich als inspirierende Kissen entpuppt und manch eine Komfortzone ist sehr steinig geworden.
Inwieweit haben Akademie und Professoren Dich und Deine Arbeit geprägt?
Ich hatte das Glück in einem sehr guten Umfeld zu studieren, sowohl was meine Kollegen, als auch die Professoren anging. Zu der Zeit war die Fotografie, besonders im Rheinland, in eine Krise geraten, verursacht durch das Vakuum der Becher-Klassen-Euphorie in den Jahren davor. Sich als junger Künstler mit so einer Leerstelle auseinanderzusetzen, ist natürlich viel spannender als auf ein vordeterminiertes Feld zu treffen. Das führte mich natürlich auch immer wieder weg von der Fotografie und hin zu ganz anderen Themenfeldern. Ob an der Kunsthochschule für Medien Köln bei Mischa Kuball oder Johannes Wohnseifer, oder dann später bei Christopher Williams an der Kunstakademie Düsseldorf - jeder hat so seine Spuren in meinem Denken und Handeln hinterlassen.
Welches Anliegen verfolgst Du mit Deiner Kunst? Was möchtest Du ausdrücken?
Kunst kann Ihre Kraft am besten entfalten, wenn sie kein Anliegen formuliert, sondern wenn sie selbst ein Anliegen ist. Es geht also um Dringlichkeit und ich bin durchaus getrieben Dinge zu tun – die Antworten sind dann die Werke.
Welchen Regeln folgt Dein Stil?
Zu dieser Frage würde ich gerne eine der drei Regeln von Christopher Williams zitieren: No Humor.
Welche Techniken und Materialien bevorzugst Du?
Ich bin ein Beobachter. Deshalb verwende ich meist Medien mit denen man Beobachtungen aufzeichnen und wiedergeben kann.
Wenn Dich ein Kind fragt, was Du künstlerisch machst, was antwortest Du?
Ich versuche sichtbar zu machen was ich sehe. Manchmal mit offenen und manchmal mit geschlossenen Augen.
Sammelst Du Kunst?
Ich tausche hin und wieder mit Kollegen und Freunden – das macht meine bescheidene Sammlung recht emotional. Eine tolle Arbeit von Peter Miller habe ich mal gekauft – darüber bin ich sehr froh. Damals hatte ich ein bisschen Geld übrig. Seitdem hat es immer mal wieder Arbeiten gegeben, die ich gerne gesammelt hätte, aber es fehlt mir meist die Dringlichkeit diese auch besitzen zu müssen.
Welche Museen und welche Galerien beeindrucken Dich?
Im Rheinland ist die Dichte der Kunstvereine, Museen und Galerien schon grundsätzlich sehr beeindruckend. Das Ludwig Museum gehört darunter zu meinen Lieblingen. Das Engagement der jungen Galerien wie Drei, Jan Kaps, Marrietta Clages, Nathalia Hug oder Max Mayer bringt einen frischen Wind in die geschichtsträchtige und etablierte Galerielandschaft – das finde ich ganz gut.
Eine typische Angewohnheit von Dir?
Espresso trinken.
Kannst Du uns einen typischen Arbeitstag beschreiben?
Ein Arbeitstag hängt ganz von der aktuellen Phase ab. Mal ist es eine ganz langweilige Bürophase, mal sind inspirierende Gespräche notwendig, bis der Kopf raucht, hin und wieder muss auch einfach mal eine weiße Wand angeschaut werden, damit man sich wieder fragt, was das eigentlich alles soll und dann kommt mal Schwung in die Sache und es beginnt eine Produktions-Phase – in der muss exzessiv produziert werden.
Wie sind Deine bisherigen Erfahrungen im Kunstmarkt und was rätst Du jungen Künstlern bzw. Akademie-Absolventen?
Zum Kunstmarkt kann ich nichts sagen. Aber jedem jungen Künstler rate ich, die Augen offen zu halten, aber im Kern bei sich und der eigenen Arbeit zu bleiben.
Inwieweit verändert die Digitalisierung den Kunstmarkt und die Kunst? Welche Rolle spielt für Dich die Digitalisierung?
Für mich spielt es eine besondere Rolle in einer digitalisierten Welt zu leben, da wir nun mal die letzte Generation sind, die den Umbruch und die Anfänge der Digitalisierung mitbekommen haben. Ich kann mich z.B. noch gut an die Wählscheibe eines Telefons im praktischen Einsatz erinnern und nutze jetzt natürlich täglich mein Smartphone. Das macht unsere Generation besonders. Die neue Generation wächst hingegen mit einer ganz anderen Selbstverständlichkeit auf. Naja, aber was den Kunstmarkt betrifft, denke ich, dass das Wesentliche unverändert bleibt. Es werden weiterhin Werke produziert und auch verkauft.
Was können wir in nächster Zeit von Dir sehen? An welchen Projekten und Ideen arbeitest Du momentan?
Im März eröffnet die Ausstellung SUBJEKT und OBJEKT. FOTO RHEIN RUHR in der Kunsthalle Düsseldorf. Dort bin ich auch vertreten. Am 15.05 wird dann meine nächste Einzelausstellung im Museum für Photographie in Braunschweig eröffnen. Darauf konzentriere ich mich im Moment. Im Juni zeige ich ganz neue Arbeiten in der Gruppenausstellung “Made in Germany” in Beirut, im Herbst folgt eine Ausstellung in Wien.
Text und Produktion: Christoph Blank
Fotos: Jennifer Rumbach
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Alwin Lay
Tension, 2020
Archival Pigment Print
14 x 10,5 cm (Print)
28 x 32 cm (Frame)
Auflage: 12
773,50 EUR (Framed)