Skulptur und Tafelbild - Im Gespräch mit der Künstlerin Ioana Luca
Nachdem sich die aus Rumänien stammende Künstlerin Ioana Luca jahrelang intensiv mit traditioneller Ikonenmalerei auseinander gesetzt hatte, entstanden, etwa ab 2002, in ihrem Düsseldorfer Atelier in rascher Folge etliche großformatige Ölarbeiten - farbintensiv, seltsam durchscheinend, voller Licht, von hohem Abstrahierungsvermögen zeugend. Nach unzähligen Gouachen, Collagen, Einfärbungen, Übermalungen und Überzeichnungen, gelangt sie zu einer Neuinterpretation ihrer alten inhaltlichen Schwerpunkte in anderen bildnerischen Sprachfindungen. Auch eine Rückkehr zu den ihr vertrauten Materialien: Holz, Wachs, Gold, findet statt, und dies intuitiv. In der Natur sammelt sie manchmal Blätter, die in der Fertigung von Lucas Arbeiten als Bildelemente zum Tragen kommen. Einen besonderen Schwerpunkt in Lucas Werk bilden die Papierarbeiten, zumeist Collagen. In diesen Arbeiten entfaltet sich große bildnerische Befreiung und Freiheit im Umgang kompositorischer Komplexe. Luca entwickelt hier eine ganz unverkennbare Handschrift. Diese Arbeiten sind teilweise wie zu entschlüsselnde Aufzeichnungen und wilde Verse. Die Stationen von Lucas malerischen Lebensreise lassen sich gut verdeutlichen, wenn man eine, in diesem Beispiel eine bereits von eigener Handschrift und persönlicher Interpretation geprägte Ikone, neben eine Papierarbeit, die wenige Jahre später gefertigt wurde, stellt.
Ioana Luca unterwirft sich insbesondere deswegen keinem stilistischen und inhaltlichen Diktat, weil sie es aufgrund ihrer persönlichen Biografie nur allzu gut kennt und eine Auseinandersetzung mit ihm nur in seiner Überwindung geschehen kann. Die Befreiung von stilistischen Dogmen entspricht einfach ihrem klaren Denken, ihrer Gradlinigkeit und ihrer Neugier.
So wie ihr Leben aus dem Statischen in den Fluss und die Dynamik der Reise gekommen ist, so ist ihre Kunst ein Unterwegssein, eine permanente Annäherung an Unbekanntes, an Neues und gleichermaßen eine Rückbesinnung auf ihren künstlerischen Ausgangspunkt und ein Wertefundament. Malerei sei immer eine Lebensreise, sagt Ioana Luca. Was ist damit gemeint? Malerei braucht ein ganzes Leben, vielleicht das, vielleicht auch: Malerei ist ein Reisen im ursprünglichen Sinne, ein Aufbruch, dessen Bestimmung nicht unbedingt nur das Ziel verfolgt, sondern das Unterwegsein beleuchtet und untersucht. Malerei ist in jedem Fall eine Lebensaufgabe, eine Vollfüllung, ein umfassendes Angebot und eine ausschließliche Arbeit.
Malerei ist mehr als eine Bild - und Formensprache, Malerei spricht von den Dingen hinter den Dingen, sie ist angetrieben von Wahrheitssuche. Goldlicht und schwarze Erde, ein Widerspruch? Ja, möglich; der alte Widerspruch, der im Göttlichen und dem Profanen liegt, im Diesseits und Jenseits, im Gestern und Heute, der Widerspruch, den man in der herkömmlichen Malerei zur sogenannten modernen, also der zeitgenössischen Malerei, finden kann.
In aktueller Schaffensphase kehrt Ioana Luca zurück zur Plastik und arbeitet an verschiedenen Büsten, teils Auftragsarbeiten, vorgesehen für den Bronzeguss. Unterschiedlichste Porträts, hervorzuheben die Büste von Jimi Hendrix, aber auch Tierskulpturen, zum Beispiel die beeindruckende Serie der Wisente.
Fotos: Jörg Strehlau