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Der menschliche Drucker – Arno Beck über das Wechselspiel zwischen Handgemachtem und Digitalem

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Arno Beck hat an der Kunstakademie Düsseldorf in den Klassen Lüpertz, Braun und Havekost studiert. Heute lebt und arbeitet er in Bonn. Im Herbst 2019 haben wir den Meisterschüler von Eberhard Havekost in seinem Studio im Atelierhaus des Bonner Kunstvereins getroffen.

Wann hast Du angefangen als Künstler zu arbeiten und warum? Wann hast Du Dich das erste Mal mit Kunst beschäftigt?

Getragen von der romantischen Vorstellung eines Künstlerdaseins als radikaler Lebensentwurf war das ein Weg den ich unbedingt einschlagen wollte. Mit Kunst oder visuellen Ausdrucksformen beschäftige ich mich, seitdem ich denken kann auf die ein oder andere Weise - da gibt es keine alleinstehende Initialzündung die mich plötzlich da herangeführt hat. Für mich war nur klar, dass es keine Alternativen zu einem Kunststudium gibt.

Wie war Dein Weg zu dem, was Du heute künstlerisch machst?

Während meines Studiums habe ich in erster Linie gemalt. In dieser Zeit habe ich viel Unterschiedliches ausprobiert und mit Bildfindung und Techniken experimentiert. Diese Erfahrungen und meine Faszination für visuelle, digitale Phänomene ergaben 2015 den roten Faden in meinem Werk den ich bis heute verfolge.

 
 

Inwieweit haben die Akademie und Deine Professoren Dich und Deine Arbeiten geprägt?

Der Schwerpunkt Malerei in der Kunstakademie hat sicherlich mein Selbstverständnis als Maler geprägt. Auch wenn ich keine Malerei im konventionellen Sinne betreibe, bildet diese doch meinen Ausgangspunkt. Studiert habe ich bei Eberhard Havekost, der leider gerade verstorben ist. Er war ein wichtiger Einfluss für mich. Ich sehe keine direkte stilistische Nähe zu seinen Arbeiten, denn er hat nicht versucht seine Studenten zu Kopien seiner Selbst zu machen. Vielmehr hat er als eine Art Verstärker fungiert und mir die nötigen Denkansätze vermittelt, um meine bildnerischen Ansätze weiterzuentwickeln.

Welches Anliegen verfolgst Du mit Deiner Kunst? Was möchtest Du ausdrücken?

Meine Bilder entstehen aus dem Bedürfnis heraus, auf dem Bildschirm Gesehenes in den Raum zu bringen und greifbar zu machen. Dieses “in die Hände bekommen” ist ein zentraler Aspekt der mich fasziniert. Gerade weil ich mich mit Bildschirmwelten auseinandersetze und der Monitor immer erstmal jede Form von Haptik und Oberflächenstruktur negiert, interessiert mich dieser Aspekt der physischen Materialisierung. Es geht um das Wechselspiel zwischen Handgemachtem und Digitalem und die Vermenschlichung von Technik.

Welchen Regeln folgt Dein Stil?

Digitale Bildwelten analog zu rekonstruieren ist erst einmal der grobe Rahmen den ich mir abgesteckt habe. In dieser selbst auferlegten Beschränkung finde ich eine große Freiheit. Das ist für mich essentiell, da ich sonst im Meer der Möglichkeiten ertrinken würde. Die Umsetzung kann dann auf verschiedenen Wegen geschehen – ob zeichnerisch, mit Malerei, Druckgrafik oder z.B. mit der Schreibmaschine.

 
 

Welche Techniken und Materialien bevorzugst Du?

In letzter Zeit sind in erster Linie Zeichnungen auf Papier entstanden. Allerdings würde ich nicht sagen dass dies mein bevorzugtes Material ist. Vielmehr läuft das bei mir in Phasen ab. Ich entdecke und erkunde Materialen und Techniken und bewege mich zwischen verschiedenen Medien hin und her – so bringt eine Werkreihe die nächste hervor und erweitert den eigenen Kosmos.

Wenn Dich ein Kind fragt, was Du künstlerisch machst, was antwortest Du?

Ich bin ein menschlicher Drucker.

Kannst Du uns einen typischen Arbeitstag beschreiben?

Jetzt gerade habe ich eine Phase, in der ich nur Entwürfe und Ideen erarbeite. Daran wird dann wieder eine Phase der Umsetzung anknüpfen. Das sieht dann in der Regel so aus, dass ich mich den ganzen Tag im Atelier verbarrikadiere und 10 Stunden am Tag zeichne. Das Ganze wird getragen von Musik und ein paar hastigen Mahlzeiten.

Wie sind Deine bisherigen Erfahrungen im Kunstmarkt und was rätst Du jungen Künstlern bzw. Akademie-Absolventen?

Ich weiß nicht, ob ich wirklich in der Position bin, Ratschläge zu geben. Lange Zeit habe ich ohne Druck einfach vor mich hingearbeitet und ausprobiert. Erst nach meinem Abschluss habe ich auch vermehrt angefangen auszustellen und oft hat eine Ausstellung zur nächsten geführt. Das ist recht natürlich gewachsen und seitdem ist jedes Jahr ein gefühlter Schritt nach vorne. Letztes Jahr kamen die ersten internationalen Ausstellungen und Messebeteiligungen dazu und mit der ersten institutionellen Ausstellung klingt das Jahr 2019 dann aus.

Inwieweit verändert die Digitalisierung den Kunstmarkt? Welche Rolle spielt für Dich die Digitalisierung in der Kunst und im Kunstmarkt?

Was den eigenen Weg, Vermarktung und den Einstieg in den Kunstmarkt angeht, sehe ich darin in erster Linien Chancen. Durch soziale Netzwerke habe ich die Möglichkeit mich und meine Arbeit mit einfachen Mitteln in die Welt zu multiplizieren und mich mit anderen Menschen zu verknüpfen, ohne physisch präsent sein zu müssen. Dies fungiert in erster Linie als eine Art Türöffner – dann muss man allerdings auch noch live mit der eigenen Arbeit überzeugen.

 
 

Was können wir in nächster Zeit von Dir sehen? An welchen Projekten und Ideen arbeitest Du momentan?

Gerade ist meine Einzelausstellung “Errorsmith” im Pop68 in Köln ausgelaufen. Am 10. November eröffnet die Gruppenausstellung “Illusion Natur” im Museum Sinclair-Haus in Bad Homburg und Mitte November eröffnet meine Einzelausstellung in der Joshua Liner Gallery in New York.

 

Installationsansicht, Crystal Math, Schierke Seinecke Gallery, Frankfurt – Courtesy of Galerie Schierke Seinecke

Installationsansicht, Accumulation I & II, 2019, Tuschezeichnungen auf Papier, je 160 x 122 cm, Courtesy of Galerie Falko Alexander

 

www.arnobeck.de

Interview & Produktion: Christoph Blank
Fotos: Jennifer Rumbach

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Arno Beck
Likespeed, 2019
Letterpress-Druck
58,4 x 46,2 cm
Auflage: 30
600 EUR