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Der Kölner Galerist Marco Alber im Gespräch mit Christoph Blank

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Marco Alber ist der Kunst verfallen. Die Galerie Alber das langfristige Produkt dessen. Durch ehrenamtliche Arbeit im Freunde des Wallraf-Richartz-Museums und des Museums Ludwig e.V. konnte er erste Erfahrungen in den Bereichen Ausstellungsorganisation, inhaltliche Kommunikation und Kunstvermittlung sammeln. 2015 eröffnete er gemeinsam mit seiner Frau Denisa Alber die Galerie K, eine kleine Galerie im Kölner Agnesviertel, 2018 die Galerie Alber. Wir haben Marco im Innenhof seiner Galerie, einem ehemaligen Bordell, auf einen Kaffee getroffen.

Wann hast Du Dich das erste Mal mit Kunst beschäftigt? War es schon immer Dein Wunsch, Galerist zu werden?

Meine ersten Berührungspunkte mit zeitgenössischer Kunst hatte ich erst spät, als ich mit 19 Jahren nach Köln gezogen bin. Man orientiert sich in einer neuen Stadt für gewöhnlich an den großen Attraktionen, zu denen das Museum Ludwig in Köln auch gehört. Dort habe ich mich viel aufgehalten und meine Leidenschaft für die Kunst entdeckt. Aus diesen Aufenthalten und einem stetig steigenden Interesse erwuchs dann später der Wunsch, sich auch aktiv mit bildender Kunst zu beschäftigen.

Wie war Dein Weg zu dem, was Du heute machst?

Den Startpunkt für einen erweiterten Umgang mit Kunstwerken über die reine Rezeption hinaus, war für mich die ehrenamtliche Mitarbeit im Freunde des Wallraf-Richartz-Museums und des Museums Ludwig e.V. Der Verein kümmert sich neben der Fremdfinanzierung von Ankäufen für die Museen vor allem um Kunstvermittlung und in diesem Zuge auch um die Verjüngung des Museumspublikums. Dort konnte ich meine ersten Erfahrungen in den Bereichen Ausstellungsorganisation, inhaltliche Kommunikation und Kunstvermittlung sammeln. Danach folgten verschiedene freie Ausstellungsprojekte und Interviews mit Künstlerinnen und Künstlern sowie Kuratorinnen und Kuratoren sowie die Mitarbeit an Publikationen. 2015 eröffnete ich dann gemeinsam mit meiner jetzigen Frau Denisa Alber die Galerie K – eine kleine Galerie im Kölner Agnesviertel, in der wir ausschließlich einzelne Positionen zeigten. Da ich immer nebenbei meinem gelernten Beruf, der Unternehmensberatung, nachgegangen bin, hat es etwas gedauert bis sich Ende 2018 die jetzige GALERIE ALBER daraus entwickelt hat.

Wer oder was hat Dich beeinflusst? Was inspiriert Dich?

Es gibt viele Einflüsse, die sich in ihrer Ausgestaltung jedoch häufig ähneln: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Institutionen, Galeristinnen und Galeristen, Philanthropen, Sammler und Sammlerinnen und nicht zuletzt Künstlerinnen und Künstler, die trotz der vielen Widrigkeiten im Kunstbetrieb unermüdlich daran arbeiten, bildende Kunst zu produzieren, zu fördern und zugänglich zu machen. Es gibt wenig Branchen, in denen die inhaltliche Arbeit auch so stark das Leben der Protagonisten beeinflusst und es ist für mich immer wieder inspirierend zu sehen, wie viele Menschen das bereitwillig tun.

Nach welchen Regeln suchst Du die Künstlerinnen und Künstler für die Galerie aus? Wie ist der Prozess?

Der Prozess gestaltet sich meist sehr unterschiedlich. Anfangs hatte ich eine Liste mit Künstlerinnen und Künstlern, die ein spannendes Portfolio für die Galerie ergeben, mittlerweile aber auch alle hier ausgestellt haben. Nun liegt es daran zu entscheiden, wer von ihnen langfristig im Programm bleibt und dazu gezielte Ergänzungen einzelner Positionen vorzunehmen. Die Kriterien richten sich klassischerweise nach Qualität und inhaltlicher Stärke der Arbeit, einer fundierten Entwicklung der künstlerischen Position und nicht zuletzt einem persönlichen ästhetischen Empfinden. Dabei ist es mir wichtig ein Künstler- und Ausstellungsportfolio mit klarem Wiederkennungswert zu gestalten.

Gibt es eine Mission, ein Ausstellungskonzept?

Grundsätzlich wollen wir uns der starken rheinischen Galerietradition anschließen und diese im Sinne der heutigen Vernetzungskultur weiterentwickeln. Das bedeutet für uns die positiven Elemente einer klassischen Galerie wie einen physischen Ausstellungsraum und die langfristige Entwicklung von Künstlerinnen und Künstlern mit modernen Elementen wie digitaler Kommunikation, Offenheit zur Kooperation und zeitgemäßen Ausstellungsformaten zu kombinieren. Dabei zeigen wir vor allem aufstrebende Künstlerinnen und Künstler, die häufig interdisziplinär arbeiten und zum Beispiel eine klassische künstlerische Gattung wie die Malerei zeitgemäß erweitern.

Wer ist Dein Lieblingskünstler? Hast Du ein Lieblingswerk?

Es gibt einige Künstlerinnen und Künstler, die mich nachhaltig beeindruckt haben. Um einen bekannten Namen zu nennen ist Yves Klein für mich eine unglaublich starke Position, da er es mit seiner interdisziplinären Arbeitsweise geschafft hat seiner Zeit inhaltlich voraus zu sein und dabei trotzdem eine konsistente ästhetische Sprache führte.

Nach welchen Regeln kuratierst Du eine Ausstellung?

Da jede Ausstellung eine andere Position oder ein anderes Thema behandelt, wird die Kuration entsprechend angepasst. Grundsätzlich versuche ich aber aus der Sicht des Besuchers zu denken und z. B. Laufwege in der Ausstellung zu berücksichtigen, um so eine möglichst stringente Kommunikation zu erreichen. Außerdem ist es mir wichtig, dass die Ausstellung ein nachvollziehbares übergreifendes Thema kommuniziert, die einzelnen Arbeiten dabei aber noch genügend Raum für die eigene Existenz haben und auch separat wahrgenommen werden können.

Wenn Dich ein Kind fragt, was Du beruflich machst, was antwortest Du?

Ich präsentiere Bilder und andere Kunstwerke in einem Raum und helfe den Künstlerinnen und Künstlern dabei, diese zu verkaufen.

Kannst Du uns einen typischen Arbeitstag beschreiben?

Ein typischer Arbeitstag in der Galerie besteht meist aus klassischen Büroaufgaben, wie der Kommunikation mit Partnern, Sammlern oder Künstlern sowie der Organisation von Events, Transporten oder ähnlichem. Allerdings kommt es häufig vor, dass Besuche in der Galerie, Termine an anderen Orten oder Veranstaltungen anstehen und so sind typische Arbeitstage eher selten.

 
Installationsansicht, Intermotion, Michaela Zimmer

Installationsansicht, Intermotion, Michaela Zimmer

Installationsansicht, Intermotion, Michaela Zimmer

Installationsansicht, Intermotion, Michaela Zimmer

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Sammelst Du Kunst?

Ja, ich habe schon vor der Galerietätigkeit Kunst gesammelt. Meist aufstrebende Positionen wie Natascha Schmitten, da diese etwas Neues zu sagen haben, gleichzeitig aber schon eine gefestigte Qualität in den Werken vorweisen und dazu noch bezahlbar sind. Seit der Gründung der Galerie sammle ich vor allem die Werke unserer Künstler, da sie sich ebenfalls in diesem Segment bewegen und sie meinen persönlichen Geschmack in diversen Facetten widerspiegeln.

Welche Galerie beeindruckt Dich?

Ich bin ein großer Freund der Galerie und des Lebenswerkes von Thaddaeus Ropac. Er hat durch sein Gespür für Qualität und den Markt ein starkes etabliertes Programm aufgebaut, welches gleichzeitig zeitgenössisch bleibt und sich nicht auf den vielen verwalteten Nachlässen ausruht.

Ein Künstler, der Dich beeindruckt?

Zuletzt beeindruckte mich das Werk von Michel Mouffe nachhaltig, das ich in den Königlichen Museen der Schönen Künste in Brüssel erlebt habe. Er ist ein belgischer Maler und Bildhauer, der diese klassischen Gattungen mit Leichtigkeit in seiner Arbeit vereint.

Welche Ausstellung hast Du zuletzt besucht? Welche Ausstellung muss man unbedingt sehen?

Mein letzter Ausstellungsbesuch war die gerade eröffnete Retrospektive von Wade Guyton im Museum Ludwig, die ich auch uneingeschränkt empfehlen kann.

Was kann und sollte eine Ausstellung in der heutigen Zeit leisten?

Eine Ausstellung sollte meines Erachtens immer einen neuen Blick auf das behandelte Thema ermöglichen. Dieses muss nicht unbedingt gesellschaftlichen oder politischen Ursprungs sein, in jedem Fall aber eine Auseinandersetzung mit dem Betrachter zulassen und zugleich etwas Neues am jeweiligen Standort vermitteln. Das kann beispielsweise auch die künstlerische Position selbst sein, indem beispielsweise bereits vorhandene oder ausgestellte Werke neu arrangiert werden und so die Entwicklung des Künstlers besser sichtbar gemacht oder ein neuer Aspekt seiner Arbeit präsentiert wird.

Eine typische Angewohnheit von Dir?

Ich zeichne in der Vorbereitung von Ausstellungen meist wirre Aufbauskizzen mit denen niemand etwas anfangen kann außer mir. Nach ein paar Tagen Aufbau kann ich sie manchmal selbst nur noch schwer entziffern, aber bis dahin habe ich die Maße, Abstände und andere Daten sowieso im Kopf.

Was rätst Du jungen Künstlern und Akademie-Absolventen?

Plant mehr voraus! Auch wenn Planung vielleicht nicht zu den ersten Tugenden eines Künstlers zählt, ist sie vor allem für junge Künstler essentiell. Denn nur, wenn man sich um die schwierigen Themen wie Ateliersuche oder Materialfinanzierung kümmert, entsteht der Freiraum für die Arbeit selbst.

Inwieweit verändert die Digitalisierung den Kunstmarkt?

Natürlich hat die Digitalisierung auch den Kunstmarkt noch stärker globalisiert und vor allem die Verfügbarkeit von internationalen Kunstwerken auch für jüngere Sammler geöffnet. Durch diese Öffnung und die Möglichkeit der Selbstvermarktung auf Instagram & Co. gibt es heute eine unüberschaubare Anzahl an Künstlern und Werken, die für den Laien schwierig einzuordnen sind. Genau darin sehe ich die Relevanz und Aufgabe von Galerien und Institutionen, aus dieser Vielzahl die relevanten Strömungen und Positionen herauszufiltern. Denn wie soll sich sonst das interessierte Publikum alleine damit zurechtfinden?

Wie sieht der Kunstmarkt der Zukunft aus? Hat das klassische Galerie-Modell ausgedient?

Es ist zweifelsohne eine Verschiebung der Galerietätigkeit in den virtuellen Raum zu erkennen, was entsprechend bzw. noch etwas langsamer als in allen anderen Lebensbereichen geschieht. Allerdings benötigen klassische Gattungen wie Malerei oder Bildhauerei auch immer einen physischen Raum in dem sie wirken und in dem sie erlebt werden können. Für mich stellt sich die Frage, ob es in der Zukunft noch ein diverses Galerieangebot gibt oder nur noch wenige große Galerien den Markt beherrschen und somit auch die Kunstwahrnehmung in allen anderen Bereichen steuern. Doch werden die Rezipienten auf der ganzen Welt immer mündiger und so hoffe ich auch in vielen Jahren noch auf ein vielfältiges Galerieprogramm.


www.galeriealber.com

Text & Produktion: Christoph Blank
Fotos: Jennifer Rumbach