75 Werke, ein einzigartiger Stil: Bruno Goller im Kunstmuseum Bonn
Erneut würdigt das Kunstmuseum Bonn einen der bedeutendsten Maler des 20. Jahrhunderts: Bruno Goller. Seine Werke voller ikonischer Alltagsobjekte und Kindheitserinnerungen berühren tief. Die umfassende Retrospektive lässt die Magie seiner Kunst neu aufleben.
Das Kunstmuseum Bonn zeigt mit 75 Gemälden und einer konzentrierten Auswahl von Papierarbeiten eine der bislang umfangreichsten Einzelpräsentationen des Malers Bruno Goller (1901 Gummersbach – 1998 Düsseldorf).
Goller nimmt in der deutschen und internationalen Kunst des 20. Jahrhunderts eine Ausnahmeposition ein. Seine Kunst bleibt auch entgegen zeitgenössischer Tendenzen stets gegenständlich, seine Motive auf fast magische Art und Weise rätselhaft. In seiner unverwechselbaren malerischen Handschrift löst er Dinge aus ihrem alltäglichen Umfeld und ihrer Funktionalität, um sie mit neuer Bedeutung aufzuladen. Im Verlauf von über 70 Schaffensjahren entsteht so eine prägnante und immer individuelle Ikonographie. Eine große Inspirationsquelle sind dabei Kindheitserinnerungen, insbesondere an den Hutmacherladen der Mutter. Typische Motive umfassen etwa weibliche Bildnisse, die an Schaufensterpuppen erinnern, ebenso wie Hüte, Schleifen oder Kleiderschränke.
Seit 1927 bis zu seinem Tod lebt Bruno Goller in Düsseldorf. Dort bewegt er sich im Umkreis der Galerie von Johanna Ey, wird Mitglied der Künstlergruppe Das Junge Rheinland und Mitbegründer der Rheinischen Sezession. Nach dem Zweiten Weltkrieg folgt er einem Ruf an die Staatliche Kunstakademie Düsseldorf, an der er von 1953 bis 1964 Malerei lehrt. 1959 ist er Teilnehmer der documenta II. Sein Werk nimmt zahlreiche Merkmale neorealistischer Tendenzen der 1960er- und 1970er-Jahre vorweg, die etwa in den Arbeiten seiner Schüler Konrad Klapheck und Konrad Lueg anzutreffen sind. Stilistisch bleibt Goller jedoch zeitlebens ein Einzelgänger, er schließt sich trotz oberflächlicher Nähe zu Surrealismus oder Neuer Sachlichkeit nie einer künstlerischen Bewegung an. In der ikonenhaften Überhöhung vermeintlich marginaler Gegenstände wird er zur Referenzfigur für Maler der Gegenständlichkeit wie Andreas Schulze oder Norbert Schwontkowski, die das Kunstmuseum Bonn bereits in den vergangenen Jahren vorgestellt hat.
Bruno Gollers letzte umfassende Retrospektive fand 2001/02 in den Krefelder Kunstmuseen und dem Kunstmuseum Winterthur statt. Mit zahlreichen Leihgaben aus Museen und Privatbesitz möchte das Kunstmuseum Bonn den Blick auf eine zentrale Figur der Malereigeschichte des 20. Jahrhunderts nun neu ermöglichen. Die Präsentation führt die Auseinandersetzung des Hauses mit außergewöhnlichen monografischen Malereipositionen fort, in der schon Ausstellungen etwa zu Raoul de Keyser, Ernst Wilhelm Nay, Susanne Paesler, Frank Auerbach, Hans Hartung, Mary Heilman, Blinky Palermo und Maria Lassnig zu sehen waren.
Kunstmuseum Bonn
Bruno Goller
Retrospektive 1922–1992
19.9.2024 bis 19.1.2025
Kurator der Ausstellung: Dr. Christoph Schreier