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Lisa Breyer – Die Kunst des Ungewissen

Chaos statt Plan: Die Kunstwerke von Lisa Breyer leben von ständiger Veränderung und spontanen Entscheidungen. Fehlerhaftes und Ungeplantes sind für sie künstlerische Wegweiser. Breyer will herausfinden, was zwischen ihren Entscheidungen liegt. Sie sucht das Zaudern.

 

Sweaty Hands, 2024, Öl auf Leinwand, 100 × 100 cm (links); Zitronen, 2024, Öl auf Leinwand, 100 × 80 cm

 

Lisa Breyer ist eine deutsche Malerin und wurde 1989 in Tönisvorst geboren. Sie studierte von 2018 bis 2024 an der Akademie der bildenden Künste Wien in der Klasse Abstraktion bei Erwin Bohatsch und schloss ihr Diplom bei Michaela Eichwald und Thomas Winkler mit einem Würdigungspreis ab. Sie lebt und arbeitet in Wien.

Breyer arbeitet in ihrer Malerei mit Strategien der gelenkten Unplanbarkeit. Dazu gehört auch, anfangs keine klare Vorstellung vom Endergebnis zu haben. Die Malereien sind von Anfang an in ständiger Veränderung. Breyer interessiert sich dabei für einen Zwischenzustand des Auflösens und Wiederzusammenfindens. Ihre Akteure sind Figuren und die Farbe selbst, die sie in unterschiedlicher Weise einsetzt. Durch Abwaschen und flächiges Übermalen bessert sie Bildbereiche aus – das beeinflusst auch die darunterliegenden Farbschichten, die wieder zum Vorschein kommen und sich auf unvorhersehbare Weise vermischen.

 

Sonnenuntergang am Rhein, 2024, Öl auf Leinwand, 40 × 32 cm (links); Rain, 2024, Öl auf Leinwand, 100 × 80 cm (rechts)

A Walk, 2024, Öl auf Leinwand, 75 × 60 cm

 

Fehlerhafte Bildstellen dienen Lisa Breyer beim Malen als Ausgangspunkt, um das Bild in eine neue Richtung zu lenken und so nach neuen Ausdrucksformen zu suchen. Diese Korrekturen bleiben sichtbar und schaffen auf der formalen Ebene einen Zwischenzustand.

Dieses "Dazwischen" sucht Breyer auch bei ihren Figuren: einen Moment zwischen den Bewegungen, eine Unterbrechung möglicher Handlungen oder Erzählungen. Dabei geht es ihr jedoch nicht um einen Stillstand, sondern um ein mögliches Potenzial. Die Figuren entnimmt sie aus Zeichnungen nach Modellen, dem Alltag, Beobachtungen aus dem Augenwinkel oder Fotos. Breyer versucht hierbei nicht, eine bestimmte Person zu porträtieren, sondern vielmehr ein Körpergefühl einzufangen.

Aktzeichnen war für Lisa Breyer stets eine wichtige Praxis. Dabei hat sie eine eigene Logik in ihren Zeichnungen entwickelt, in der sich verschiedene Blickwinkel, Perspektiven und Zeitpunkte überlagern. Diese Logik hat sie in die Malerei übertragen: Ihre neue Werkserie verbindet das Spontane, Flüchtige mit dem langsamen Malen von Öl auf Leinwand.

 

Hosen, 2024, Öl auf Leinwand, 130 × 110 cm

Lisa Breyer, Foto: Sandra Birkner