Jody Korbach: Zwischen Gemeinschaft und Macht. Kunst als Spiegel gesellschaftlicher Unsicherheiten
Jody Korbach thematisiert in ihrer künstlerischen Arbeit die brüchigen Versprechen einer dominanten Gesellschaftsordnung. Sie nutzt ihre Kunst als Medium, um sowohl Vorwürfe gegen gesellschaftliche Strukturen als auch eine kritische Selbstreflexion zu formulieren. Dabei hinterfragt sie kontinuierlich, welche Position das Individuum in einem fortwährenden Machtkampf einnehmen kann, und ob es überhaupt möglich ist, eigenen Sehnsüchten im Spannungsfeld von Gemeinschaft und gesellschaftlichen Normen gerecht zu werden.
Die Entstehung ihrer Werke ist stark von einem ununterbrochenen kreativen Prozess geprägt, der an die Dynamik von Internetforen und Imageboards erinnert. In Anlehnung an die kulturelle Praxis von Memes erzeugt Korbach mit einer scheinbar einfachen Bildsprache und humorvollen Elementen Pointen, die auf den ersten Blick eine unkomplizierte Botschaft vermitteln. Bei genauerem Hinsehen offenbart sich jedoch eine tiefere, verborgene Gewalt innerhalb der visuellen Darstellung: eine subtile Provokation, die den Betrachter zur kritischen Selbstreflexion anregt, ohne diesen unmittelbar zu verurteilen.
In einem breiteren Kontext versteht sich Korbach als Akteurin im kulturellen Disput um die Bedeutung von Symbolen und Sprache. Ihre Arbeiten zielen darauf ab, Irritationen zu provozieren und damit die eigene Einordnung und die gewählten gesellschaftlichen Positionen der Betrachter in Frage zu stellen. Dabei wird Korbach selbst zu einem integralen Bestandteil des Dialogs um Identität und Verantwortlichkeit in sozialen und politischen Diskursen.
Thematisch bewegt sich Korbachs Werk entlang mehrerer gesellschaftlich relevanter Fragestellungen: Sie untersucht, inwiefern Zugehörigkeit zu bestimmten Gruppen das Gefühl von Geborgenheit vermittelt, aber auch, wie die Übertreibungen und Grenzen dieser Gemeinschaften einen ambivalenten Charakter haben können. Sie reflektiert über den Klassenkampf, die Versprechen des sozialen Aufstiegs und den Balanceakt zwischen Eigenverantwortung und den Zwängen struktureller Gegebenheiten. Aspekte, die in aktuellen Diskussionen über soziale Gerechtigkeit und den Wandel der Gesellschaft präsent sind. Ein weiterer Schwerpunkt Korbachs liegt in der Auseinandersetzung mit politischer Radikalisierung und der feinen Grenze zwischen legitimen Formen des Widerstands und der Eskalation in tatsächliche Gewalt. Hierbei stellt sie die Frage, wo Verantwortung beginnt und welche Rolle Pop- und Subkultur in der Ausgestaltung gesellschaftlicher Konflikte spielen.
Anstatt endgültige Antworten zu präsentieren, provoziert Korbach bewusst ein Gefühl des Unbehagens. Ihr Ziel ist es, durch das gezielte Aufwerfen von Fragen einen Dialog zu initiieren, der den Schmerz und die Ambivalenz kollektiver Unsicherheiten spürbar macht. Dadurch lädt sie die Betrachter dazu ein, sich intensiv mit den dargestellten Themen auseinanderzusetzen und eigene Perspektiven zu entwickeln.
Insgesamt schafft Jody Korbach durch ihre kritische und vielschichtige Herangehensweise einen Raum, in dem der Diskurs über gesellschaftliche Machtverhältnisse und individuelle Identität auf visuelle Weise erfahrbar wird: ein Spiegelbild der komplexen Realität, in der wir leben.
Jody Korbach, geboren 1991 in Bielefeld, absolvierte von 2010 bis 2017 ein Studium der freien Kunst an der Kunstakademie Düsseldorf bei Tal R, Christopher Williams und Johannes Paul Raether. Sie ist Meisterschülerin von Christopher Williams.