Zwischen Kunst und Alltag: Simon Pfeffels Performances in Bonn
Simon Pfeffel steht für eine Kunst, die herausfordert und verbindet. Mit seinen Performances begibt er sich gezielt in den öffentlichen Raum und macht die Menschen selbst zu Mitgestaltern seines künstlerischen Prozesses. Bis zum 9. Februar 2025 ist er Teil der Ausstellungsreihe Ausgezeichnet im Kunstmuseum Bonn. Unter dem Titel werden jährlich ehemalige Stipendiaten und Stipendiatinnen der Stiftung Kunstfonds präsentiert: Pfeffel ist der achte Künstler in dieser Reihe.
Kunst als Begegnung und Experiment
In seinem Interview mit Carolin Scharpff-Strieblich, Vorstandsvorsitzende der Freunde des Kunstmuseums Bonn e. V., beschreibt Pfeffel die Essenz seiner Arbeit als Suche nach dem „typisch Menschlichen“. Seine Performances entstehen stets im Dialog mit dem jeweiligen Ort und den Menschen, die dort leben. Für ihn sind diese Begegnungen entscheidend: „Ich überrasche nicht nur Leute mit meiner Arbeit, sondern werde umgekehrt selbst ständig überrascht“, erklärt er.
Besonders prägend ist für Pfeffel der Moment der Unvorhersehbarkeit: Wetter, Passanten und die Dynamik des städtischen Raums formen seine Performances und bringen ihn immer wieder an neue Grenzen. Dabei überlässt er die Kontrolle den Teilnehmenden – ein bewusster Schritt, um Vertrauen und Empathie zu hinterfragen. „Ich suche Herausforderungen und will herausfinden, wie die Menschen reagieren und interagieren“, sagt er.
Bonn: Zwischen Zentrum und Peripherie
Während viele Künstler sich auf die Innenstädte konzentrieren, wählt Pfeffel in Bonn bewusst die Peripherie. Ihn interessieren die Randgebiete und die Spannungen, die zwischen den unterschiedlichen Stadträumen bestehen. So bringt er den Fokus dorthin, wo Kunst selten präsent ist, und regt neue Perspektiven auf diese Räume an. Seine Arbeiten werden an Orten wie Beuel, Bad Godesberg und entlang des Rheins zu sehen sein. Oft spontan und unangekündigt, fordern sie die Passanten auf, innezuhalten und mitzumachen.
Vom Stadtraum ins Museum
Ein besonderes Element von Pfeffels Arbeit ist die Rückführung der im Stadtraum gewonnenen Eindrücke ins Museum. Mit Hilfe von VR-Brillen und Bildschirmen können die Besucher der Ausstellung nicht nur die Performances nacherleben, sondern die Stadt selbst durch Pfeffels Augen betrachten. Diese multimediale Inszenierung schafft eine Verbindung zwischen analogem und digitalem Erleben und lädt dazu ein, über die Rolle von Kunst in unserer zunehmend technisierten Gesellschaft nachzudenken.
Kunst als Einladung
Simon Pfeffel versteht Kunst nicht als abgeschlossenen Prozess, sondern als offenen Dialog. Seine Performances sind keine vordefinierten Inszenierungen, sondern lebendige Interaktionen. „Meine Arbeit ist immer ein Vorwand für Dialog“, erklärt er. Dabei geht es nicht nur um ästhetische, sondern auch um soziale und gesellschaftliche Fragen: Wie begegnen wir dem Unbekannten? Welche Verantwortung tragen wir füreinander?
Mit seiner Ausstellung in Bonn gelingt es Pfeffel, Kunst aus dem Museum hinaus in den Alltag zu tragen und zugleich die Alltäglichkeit in den musealen Raum zu holen. Seine Performances machen die Zuschauer nicht nur zu Zeugen, sondern zu Mitwirkenden – und eröffnen dadurch neue Wege des Verstehens und der Begegnung.
Diese Mischung aus lokaler Verankerung, globalem Denken und technologischer Innovation macht Simon Pfeffel zu einem der spannendsten Vertreter der zeitgenössischen Performance-Kunst. Wer sich auf seine Arbeiten einlässt, wird nicht nur überrascht, sondern auch inspiriert.