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Der Kunstverein Friedrichshafen zeigt Xiaopeng Zhou

Xiaopeng Zhou, Bohrkern

 

Der Kunstverein Friedrichshafen zeigt vom 5. Juli bis 1. September 2024 unter dem Titel swamping eine Einzelausstellung von Xiaopeng Zhou.

Aus Bildbeschreibungen und Künstlerbiografien zauberte Rainer Maria Rilke eine Ode an die Moorlandschaft. Das Moor schien ihm nicht mehr farblos und öde. Es ist nicht mehr schauerlich, sondern großartig. Auch Zhou fühlt diese Verbundenheit mit der kargen Landschaft des Moors und präsentiert in der Ausstellung sein jahrelanges Interesse an Geologie vor allem in Form von Zeichnungen und installativen Elementen.

Viele der Arbeiten sind ortsspezifisch entwickelt worden. Zhou hat dafür die Moore um den Bodensee bereist. Dabei greift er regional-ökologische Entwicklungen um Süddeutschland auf, die er zusätzlich durch Recherchen in der Paläontologischen Abteilung des Naturkundemuseums in Berlin sammeln konnte. Die Ausstellung besteht auch deshalb aus zwei Teilen: einer Sammlung von Schwarz-Weiß-Zeichnungen im Erdgeschoss und einer Installation archivarischer Spuren.

Die vielen Perspektiven und Winkel, aber auch das Display der Arbeiten und ihre Präsentation, laden zu Erkundungen ein: Das Moor als offenes und unbewirtschaftetes Ökosystem, karg, öde, rau, unheimlich. Aber auch: Renaturierungsprojekt und als CO2-senkende Hoffnung, dem Klimawandel entgegenzuwirken.

Der Bärlapp, oft auch als „lebendes Fossil“ bezeichnet, ist eine Pflanzenart in Feuchtgebieten, in die sich der Künstler für swamping begeben hat. Das besondere an Bärlapp ist, dass er die Struktur der ersten Urpflanzen beibehalten hat, bei denen Stängel, Blätter und Wurzeln nicht klar voneinander getrennt sind. In seinen Zeichnungen des Bärlapps kombiniert Zhou Spuren paläontologischer Wissenschaftserkenntnisse mit autodidaktischen Beobachtungen.

In der Beiläufigkeit der Motivwahl und Konzentration auf das Wesentliche erinnern Zhous Arbeiten an das Vergessene, an Wachstum und Verfall, an Altern und Fortschreiten. Es gibt keinen Bildhintergrund, die Leerstellen sind bewusst gesetzt. Verblichene Spuren von menschlicher Sortierung weisen mehr auf Forschungsergebnisse und Einordnungen hin, als dass sie wirklich welche präsentieren. Die Analyse und Präzision in Zhous Arbeiten, die Dichte seiner Thematik, vermengen sich so zu einer zeitlosen Abbildung dieses mystischen Ortes Moor: er wird ein Ort, der Jahrtausende miteinander verschmilzt, so wie Rilke es schon 1901 gesagt hat, „nach vorwärts und nach rückwärts in Zukunft und Erinnerung“.

 

Xiaopeng Zhou, the interpretation of dust

Xiaopeng Zhou, swamping

 

Xiaopeng Zhou ist 1985 in Guangzhou (China) geboren. Er lebt und arbeitet in Berlin. Er war 2020/21 Teil des Berliner Programms für Künstler, studierte 2011–2014 an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee und 2004–2008 an der Guangzhou Akademie der Schönen Künste, Guangzhou, China. Ausstellungen hatte er unter anderem in West Den Haag, The Hague (2023), Taiwan International Video Art Exhibition, Taipei (2023), After the butcher, Berlin (2021), Kunsthaus Dresden, Dresden (2021) und KW Institute for Contemporary Art, Berlin (2021).

Kunstverein Friedrichshafen
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