Melanie Loureiro – Die Verbundenheit der Kreaturen

Melanie Loureiros Ausstellung Die Verbundenheit der Kreaturen öffnet bis zum 9. Juni 2025 ihre Pforten im Düsseldorfer KIT und entführt die Betrachter in ein faszinierendes Wechselspiel zwischen Flora, Fauna und menschlicher Wahrnehmung. Loureiros Arbeiten, die an den Schnittstellen von Naturwissenschaft und künstlerischer Fantasie angesiedelt sind, vergrößern alltägliche Motive – von filigranen Insekten bis hin zu üppigen Pflanzen – zu beeindruckenden Bildkompositionen, die sowohl naturalistische Details als auch abstrakte Elemente miteinander verbinden.

In ihren großformatigen Gemälden und Collagen experimentiert Loureiro mit veränderten Größenverhältnissen: Was normalerweise mikroskopisch klein erscheint, wird hier nahezu monumental dargestellt. Durch gezielte Maltechniken, den Einsatz von Airbrush-Effekten und reliefartigen Strukturen entsteht der Eindruck, als blicke man durch ein vergrößerndes Medium auf die faszinierenden Prozesse der Natur. Mit jedem Pinselstrich und jeder gestalterischen Intervention offenbart sie die geheimen Rhythmen und Wechselwirkungen zwischen den kleinen, oft übersehenen Geschöpfen und ihrer Umwelt.

Die Künstlerin, die sowohl in Portugal als auch in Deutschland aufwuchs und ihr Studium an der Kunstakademie Düsseldorf bei Ellen Gallagher abschloss, arbeitet als eine Art Feldforscherin. In heimischen Gärten und Parks sammelt sie Inspiration aus saisonalen Entdeckungen und dokumentiert akribisch die vielfältigen Interaktionen zwischen Pflanzen, Insekten und den natürlichen Abwehrmechanismen der Flora. Dabei thematisiert sie auch den Verlust biologischer Vielfalt, etwa durch Pestizide, Monokulturen und den Klimawandel – Aspekte, die sich in der wiederkehrenden Darstellung bedrohter Arten, wie dem Schwarzen Schwalbenschwanz und dessen Raupe, manifestieren.

Loureiro bedient sich einer Tradition, die an Wissenschaftskünstlerinnen wie Maria Sibylla Merian und Cornelia Hesse-Honegger erinnert, und verknüpft diese historische Perspektive mit aktuellen Diskursen über Ökologie und Nachhaltigkeit. Ihre Werke laden dazu ein, die oft unsichtbaren Netzwerke des Lebens zu reflektieren und mahnen zugleich zu einem sensibleren Umgang mit unserer Umwelt. In ihren Bildern zeigt sich eine Natur, die in ihrer Vitalität ebenso majestätisch wie verletzlich ist – ein Appell, die komplexen Zusammenhänge des Anthropozäns zu begreifen und zu bewahren.

Ergänzt wird das Ausstellungskonzept durch einen speziell entworfenen Garten im Eingangsbereich des KIT in Düsseldorf, der in Zusammenarbeit mit der Künstlerin Klara Landwehr entstanden ist. Dieser grüne Rückzugsort bietet den Besuchern die Möglichkeit, sich auf die visuelle Reise einzustimmen, in ausgewählter Naturliteratur zu schmökern und die Eindrücke der Kunstwerke nachwirken zu lassen.

Melanie Loureiros Schaffen präsentiert sich damit als kraftvolles Zeugnis der unauflöslichen Verbindungen zwischen Mensch und Natur – ein Aufruf, die fragile Schönheit des Lebens in all seinen Formen zu schützen und zu zelebrieren.

kunst-im-tunnel.de
melanieloureiro.com

Installationsansichten, Melanie Loureiro, Die Verbundenheit der Kreaturen, KIT – Kunst im Tunnel, 2025, Fotos: Ivo Faber